Samstag, 12. März 2011

Ostara und der Frühlingshase {Ostara Märchen}

resource: Ravynne Phelan

von ©zissa - nach einer alten Sage über die germanische Göttin Ostara
 
Einmal, als die Sonne gerade über die Berggipfel im Osten kletterte und ihre warmen Lichtstrahlen wie flüssiges Gold über den Garten der Göttin glitten, ging Ostara in ihrem unendlich tiefen Zauberwald spazieren. Bunt leuchtende Blumen wuchsen auf den Lichtungen und weiches Gras liebkoste die nackten Füße der Göttin. Die Vögel zwitscherten und sangen ihre fröhlichen Lieder, zum Dank dafür, dass alle Tiere und Bäume wohlbehalten aus dem Winterschlaf geweckt worden waren. Die Göttin sah, dass alle ihre Geschöpfe wohlauf waren. Die Lämmer sprangen auf den Feldern und tranken die warme Milch ihrer Mütter. Die Rehe grasten mit ihren kleinen neugierigen Kindern an den Waldhängen und die frischen grünen Blätter der Birken rauschten lieblich im duftenden Frühlingswind. Ostara lächelte zärtlich und hob die Hände, so als wollte sie die ganze Welt in ihre weichen Arme schließen. Da drang plötzlich ein ungewohnter Laut an ihr Ohr. Verwundert blickte sie auf. Es hörte sich fast so an als würde jemand verzweifelt weinen. Aber dass konnte doch gar nicht sein, alle Lebewesen erfreuten sich an den immer wärmer werdenden Sonnenstrahlen und den duftenden Kräutern, die aus den Samen gebrochen und erblüht waren. Wer sollte zu dieser Zeit der großen Freude so traurig gestimmt sein? Suchend und besorgt um sich blickend schritt Ostara neben den Laubbäumen einher, bis sie schließlich vor dem mächtigen Stamm einer uralten Eiche innehielt. Dort oben in der Baumkrone saß jemand und weinte bitterlich. „Wer bist du? Was fehlt dir?" wollte Ostara erstaunt wissen. Das kleine Knäuel auf dem Baum regte sich und begann schniefend zu schluchzen: „Ich ...ich bin ein... Vogel." Es war tatsächlich ein kleiner braungesprenkelter Vogel der zitternd und weinend im Baum saß und kein Wort mehr hervorbrachte. „Warum bist du denn so traurig kleiner Vogel. Weine doch nicht mehr" versuchte Ostara ihn zu trösten. „Weil, weil ich ein Vogel bin, gerade deshalb bin ich ja so traurig. Ich... ich möchte kein Vogel sein!" „Du möchtest kein Vogel sein?" wunderte sich die Göttin „Aber was möchtest du denn dann sein?" Der Vogel wischte sich mit seinen Flügeln die Tränen aus den Augen. „Ich weiß nicht. Aber ich würde gerne über die Wiesen laufen und an Blumen schnuppern" meinte er dann ernst. Die Göttin lächelte und überlegte einen Moment. „Bist du dir ganz sicher, dass du kein Vogel mehr sein willst?" Der Vogel zögerte kurz, piepste dann aber: „Ja, ich bin mir ganz sicher!" „Also, gut. Schließe deine Augen" sprach Ostara und runzelte kurz die Stirn, dann hob sie die Hände und hielt sie segnend über den kleinen Vogel. Er spürte wie ein wunderbares Gefühl seinen Körper durchströmte. Die Göttin hob ihn von seinem Ast und hielt ihn in ihren Händen. „Kann..., kann ich die Augen schon wieder öffnen?" flüsterte er aufgeregt. „Ja, mein Kleiner. Öffne deine Augen und sieht selbst" Als der Vogel an sich herabblickte, mümmelte er erstaunt mit seinem neuen Stupsnäschen. Er war ja gar kein Vogel mehr. Ostara hatte ihn in ein neues Tier verwandelt. Er besaß nun ein weiches Fell, vier rosa Pfötchen, ein wuscheliges weißes Schwänzchen und zwei sehr lange Ohren. „Was bin ich denn? Was bin ich denn?" wollte er wissen und machte ein Männchen als Ostara ihn vorsichtig auf der Wiese absetzte. „Oh, ich glaube du bist...ein Hase" sagte Ostara und streichelte ihm über sein Köpfchen und die zwei sehr langen Ohren. „Vielen Dank, vielen Dank!" jubelte der Hase und sprang wie wild vor Freude von einem Farnbüschel zum nächsten und schnupperte dabei an jeder Blume. Ostara winkte ihm zu und machte sich auf den Heimweg. Seit diesem Tag warten der Hase und seine sich rasche vermehrende Familie jedes Jahr im Frühling auf die Ankunft der Göttin und zum Dank bringen sie Ostara die bunten Eier, die wir heute noch färben und verstecken. Ostara war von der Treue des Hasen gerührt und wählte ihn zu ihrem Begleiter und Schutztier. Und wenn du den vollen Mond betrachtest kannst du vielleicht den treuen Hasen in seinem Antlitz erkennen.

©zissa

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen