Montag, 3. Oktober 2011

Der Kartoffelkönig {Mabon Märchen}


Es war einmal eine große Kiste Kartoffeln. Die stand den Winter über im Keller der Großmutter. Prachtvolle Kartoffeln waren darin, eine noch dicker, als die andere! Eines Tages aber, da rief es aus der Kartoffelkiste: „Ich will nicht geschält werden! Ich will nicht gekocht werden! Und gegessen werden will ich schon gar nicht! Denn ich bin der große Kartoffelkönig!“ Mitten in der Kiste lag tatsächlich der Kartoffelkönig, der größer war als zehn andere, große Kartoffeln zusammen. Gerade, als der Kartoffelkönig das gesagt hatte, kam die Großmutter in den Keller, denn sie wollte einen Korb Kartoffeln holen. Auch den Kartoffelkönig legte sie in ihr Körbchen und sagte: „Oh, das ist aber eine dicke Kartoffel!“ Als die Großmutter dann mit dem Körbchen aus dem Keller kam und über den Hof ging, da sprang der Kartoffelkönig, hops, aus dem Körbchen. Und er rollte so geschwind aus dem Hof davon, dass die Großmutter ihn nicht einholen konnte. Der Kartoffelkönig aber rollte immer weiter. Da begegnete ihm der Igel. Der sagte: „Halt, dicke Kartoffel, warte ein Weilchen. Ich will dich zum Frühstück essen.“ „Nein“, sagte der Kartoffelkönig. „Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen. Und du, Igel Stachelfell, kriegst mich auch nicht!“ Und eins, zwei, drei, rollte der Kartoffelkönig weiter, bis in den Wald hinein. Da begegnete ihm das Wildschwein. „Halt, prachtvolle, dicke Kartoffel!“ rief es. „Warte ein Weilchen! Ich will dich geschwind essen.“ „Nein“, sagte der Kartoffelkönig. „Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen. Igel Stachelfell hat mich nicht gefangen. Und du, Wildschwein Grunznickel, kriegst mich auch nicht!“ Und eins, zwei, drei, rollte der Kartoffelkönig weiter. Da begegnete ihm der Hase Langohr. Der rief: „Halt, du schöne, dicke Kartoffel! Warte ein Weilchen! Ich will dich aufessen.“ „Nein“, sagte der Kartoffelkönig. „Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen. Igel Stachelfell hat mich nicht gefangen. Wildschwein Grunznickel hat mich nicht gefangen. Und du, Hase Langohr, kriegst mich auch nicht!“ Und eins, zwei, drei, rollte der Kartoffelkönig weiter. Da begegnete ihm die Hexe Tannenmütterchen. Die sagte: „Halt, warte ein Weilchen, du leckere Kartoffel! Ich will dich kochen und essen.“ „Nein“, rief der Kartoffelkönig. „Großmutter mit der Brille hat mich nicht gefangen. Igel Stachelfell hat mich nicht gefangen. Wildschwein Grunznickel hat mich nicht gefangen. Hase Langohr hat mich nicht gefangen. Und du, Hexe Tannenmütterchen, kriegst mich auch nicht!“ Und eins, zwei, drei, rollte der Kartoffelkönig weiter. Da begegneten ihm zwei arme Kinder. Die hatten Hunger und sagten: „ Ach, was läuft da für eine dicke Kartoffel! Wenn wir die zu Hause hätten, könnte Mutter uns einen großen Reibekuchen davon backen.“ Als das der Kartoffelkönig hörte, da rollte er nicht mehr weiter. Und hops, sprang er den armen Kindern ins Körbchen. So bekamen die Kinder zu Mittag einen dicken Reibekuchen und das Märchen ist aus.

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