Samstag, 9. August 2014

Erdmutter, Schöpferin, Schnitterin {Lughnasadh}



Unsere Göttin verwandelt sich nun in die große Mutter allen Lebens: diejenige die Leben erschafft, es aber auch wieder nimmt. Somit ist sie Schöpferin und Schnitterin zugleich. Sie trägt das Kind unseres Gottes unter dem Herzen und wird zur gebärenden Erde selbst.
Als Hüterin der Ernte und Mutter welche die Früchte des Landes gebiert dient alles was sie nun tut der ausgeglichenen Vermehrung des Lebens.

 Als ihren Kindern spendet sie uns Leben und Kraft. Sie ist die heilige Quelle aus welcher wir trinken und der warme Sommerregen der auf die Früchte unserer gedeihenden Felder und Hoffnungen tropft. Schützend hält sie ihre Hand über das Korn und steht als Hebamme an unserer Seite wenn wir unseren Kindern das Leben schenken.
Sie weiß von der Balance zwischen Licht und Dunkel,
von der Spirale die sich unaufhaltsam windet.
Sie führt uns über die Pforte zwischen den Welten die sich öffnet immer wenn etwas sich vervollkommnet und damit vollendet, sei dies Geburt, der Abschluss eines Projektes, Heirat, Trennung oder Tod. Wir verweilen in diesen Momenten, warten mit klopfendem Herzen und können nichts anderes tun als uns ihr vertrauensvoll hinzugeben. 

 Noch ist der abnehmende Mond der Göttin mehr hell als dunkel. In ihrem reifen stolzen Gesicht zeigen sich bereits die ersten Anzeichen des Alters. Ihr erdfarbenes schweres Haar trägt sie offen und der Wind lässt es wie einen Schleier um ihre Gestalt wirbeln. Sie ist ganz in gold- und braun gekleidet und scheint mit der Erde zu verschmelzen. Ihr Blick ist entschlossen, fast etwas wild. Angst und Hoffnung vereinen sich in ihrem Herzen. Sie kommt um zu vollbringen, was vollbracht werden muss. In der einen Hand trägt sie den Korb voller Früchte und Kornähren, das Versprechen des Lebens für ihre Kinder, ihr Land. Doch um zu Nähren muss sie nun das Korn schneiden und in der Gestalt des Kornes wird sie ihren Geliebten zu Fall und ihm gleichzeitig die Freiheit bringen. Unser Gott wird sich ihr hingeben, sich auflösen in die Essenz nährender Kraft. Mit der mondförmigen Silbersichel in ihrer anderen Hand zögert sie einen Moment. Dann holt sie tief Luft, der Wind fegt durch das Kornfeld, sie erhebt die Sense und fährt mit ihr auf die Ähren nieder.

 Nerthus ist die Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin der germanischen Stämme und trägt den Vorsitz über alle Angelegenheiten die mit Wachstum, Mutterschaft, Ernte und Reichtum in Verbindung stehen. Legenden besagen dass sie auf einer heiligen Insel lebte und mit ihrem von Kühen gezogenen Wagen übers Land zu reisen pflegte. Um die Göttin zu Ehren legten die Menschen in diesen Zeiten ihre Waffen nieder und hielten Frieden ein.

 Inanna („Königin des Himmels“) war die sumerische Göttin der Weisheit, der Gerechtigkeit, der Liebe, der Fruchtbarkeit, der Geburt, der Natur und des Krieges. Als Tochter des Himmelsgottes und der Mondgöttin galt sie als Königin über Himmel und Erde. Ihr Symbol ist der achtzackige Morgenstern, die Venus. Ihr Tier ist die Löwin welche sie zur heiligen Kämpferin (Amazone) und Verteidigerin ihres Volkes macht. Häufig wird sie als wohlgeformte nackte Frau mit vollen Brüsten dargestellt. Inanna provoziert und ist neugierig. Sie möchte, dass wir uns in besonderer Liebe um uns selbst kümmern, entschlossen und selbstbewusst unser tiefes Seelenselbst ergründen. In der sumerischen Mythe von Inannas Gang in die Unterwelt erkennen wir Synonyme zur griechischen Sage um Persephone wieder, denn auch während Inannas Aufenthalt im Reich ihrer Schwester Ereshkigal, der Unterweltgöttin, findet kein Wachstum auf Erden statt bis sie schließlich wieder zurückkehrt.

 Schnitterin, Kornmutter, Roggenmuhme   

Unsere Göttin ist nicht nur Schöpferin sondern auch Töterin. Durch ihr Geben und Nehmen erhält sie das Gleichgewicht im ewigen Kreislauf des Lebens aufrecht. Sie mäht das Getreide und nimmt der Pflanze ihr Leben um nähren zu können. Doch so wie sie uns zum Leben erweckt und unseren Lebensfaden spinnt holt sie uns eines Tages, indem sie unseren Lebensfaden wie den Getreidehalm durchschneidet, wieder zurück in ihr irdenes Reich.

Wir begegnen der Schnitterin in der griechischen Göttin Demeter welche die Erde verdorren lässt wenn ihre Tochter Kore in die Anderwelt reist und zur Göttin der Toten wird.

  Die römische Anonna herrscht als Korngöttin über die Ernte. Auch sie leitet das Sterben des Jahres ein indem sie ihre Sichel niederfahren lässt und das erste Korn der Ernte schneidet. Man findet sie in Begleitung eines Füllhorns und von Girlanden geschmückt auf alten römischen Geldmünzen abgebildet.

Die irische Cailleach in ihrer Rolle als Schnitterin ist das zweite Gesicht der schönen Frühlingsgöttin Brigid. Wenn Brigid mit dem Nahen des Winters ihre Macht abgibt und ihren Plaid im Fluss wäscht verwandelt sie sich in die blaugesichtige verrunzelte Cailleach - in die alte verschleierte Frau des Winters. Sie ist eine gestrenge Göttin welche uns harte (Ernte)Arbeit abfordert und erwartet dass wir stets der Wahrheit ins Angesicht sehen.

 Die drei Nornen (Urdr - Vergangenheit, Verdandi - Gegenwart und Skuld - Zukunft) repräsentieren in der germanischen Mythologie die drei Schicksalsfrauen welche zu Wurzeln des Weltenbaumes am Schicksalsquell sitzen. Dort bestimmen und lenken sie die Geschicke von Menschen und Göttern indem sie die Fädchen des Schicksals spinnen und weben.

©zissa

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