Freitag, 21. Juni 2013

Gawain und der grünen Ritter {Litha Märchen}

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Arthur und seine Ritter hatten am Tage vor Jule Gericht auf Burg Camelot gehalten. Als nun, nach getaner Arbeit, der ganze Hof fröhlich schmausend beisammen saß, stürmte plötzlich und unerwartet ein hünenhafter grün gewandeter Ritter auf einem ebenso grünen Pferde in die Hallen der Burg. Der Ritter war riesengroß und schien unbezwingbar und alles verstummte vor Schreck, während er vor Arthurs Thron seine Streitaxt zog und brüllte: „Einer deiner Ritter, König Arthur, kann meine Axt erheben und einen einzigen Schlag damit gegen mich ausführen. Unter der Bedingung jedoch dass, sollte ich ihn überleben, ich den Schlag demjenigen Ritter genau in einem halben Jahr, an Litha, zurückzahlen werde!“ Sir Gawain (sein Name bedeutet Maifalke), der Jüngste unter Arthurs Rittern, nahm leichten Herzens die Herausforderung an, erhob die Axt und hackte dem Grünen Ritter mühelos und mit einem einzigen Schlag den Kopf von den Schultern. Zur Überraschung aller jedoch blieb der Grüne Ritter lebendig, hob ruhig seinen Kopf vom Boden auf, setzte ihn sich wieder auf den Hals, erinnerte Gawain daran, dass sie sich in einem halben Jahr zum erneuten Kampf treffen würden und ritt von dannen. Als ein halbes Jahr vergangen war und Litha sich näherte, kleidete Gawain sich in seine feinste Rüstung und schwang sich auf den Rücken seines treuen Pferdes Gringalet um sich der Übereinkunft welche er mit dem Grünen Ritter getroffen hatte zu fügen und nun seinerseits den Schlag mit der Axt zu empfangen. Dazu sollt er sich laut Anweisung zu einer einsam gelegenen Kappelle begeben. Dort würde der grüne Ritter ihn erwarten. Auf seiner Reise nun, suchte Gawain Unterkunft in der Burg des Herrn Bercilaks welcher eine wunderschöne Ehefrau hatte. Diese verliebte sich beim ersten Anblick Gawains sofort unsterblich in den kühnen Ritter denn er war jung und schön. Zwei Tage lang versuchte sie hartnäckig ihm einen Kuss zu stehlen doch Gawain blieb standhaft und weigerte sich ihren Kuss zu empfangen. Am dritten Tage jedoch wollte sie ihm einen grünseidenen Gürtel schenken welchen er um seine Liebe zu ihr zu zeigen tragen sollte. Gawain nahm dies Geschenk schließlich an und band sich den grünseidenen Gürtel um die Mitte. So gegürtet ritt Gawain weiter zur Kapelle, wo er schließlich erneut mit dem furchteinflößenden grünen Ritter zusammentraf. Sogleich stellte er fest, dass es sich bei seinem Gegner um niemand anderen als um Herrn Bercilak selbst handelte. Dieser erhob seine mächtige Axt und lies sie auf Gawains gebeugten Nacken niederfahren. Zweimal ging sie vorbei, weil Gawain die Gastfreundschaft des grünen Ritters nicht missbraucht hatte indem er seiner Ehefrau die Küsse verweigert hatte. Der dritte Hieb jedoch hinterlies eine kleine blutende Wunde, trennte seinen Kopf jedoch nicht ab da er den grünseidenen Gürtel nur aus Höflichkeit angenommen hatte. Von diesem Tag an trug Gawain stets den grünseidenen Gürtel um sich daran zu erinnern dass dieser ihn fast das Leben gekostet hatte.

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