Dienstag, 5. November 2013

Oengus Traum {Samhain Märchen}

Oengus war ein Feenprinz und der Sohn von Dagda, dem Vater aller Götter. Eines Nachts geschah es dass Oengus im Schlaf eine Gestalt an sein Bett treten sah. Ein lieblicher Duft nach Apfelblüten stieg ihm in die Nase und als er sich aufsetzte erkannte er im Dämmerlicht, dass es die schönste Jungfrau war, die er je in Èriu (Irland) je gesehen hatte. Ihre Stimme war so lieblich und rein und ein sanftes Licht schien sie zu umstrahlen. Es war Caer, die Tochter von Ethal. Oengus verliebte sich auf den ersten Blick in sie und er wollte schon nach ihrer Hand greifen und sie an sich ziehen, da wich sie plötzlich von ihm und verschwand. Und Oengus wusste nicht wohin. Ein Jahr lang sah er das Mädchen in seinen Träumen, sie spielte auf einer Harfe für ihn und sang mit ihrer lieblichen Stimme dazu. Doch konnte er weder mit ihr sprechen noch sie berühren, da ihn ihre schwermütigen Zaubermelodien in den Schlaf wiegten. Der Feenprinz dachte die ganze Zeit über nur an das schöne Mädchen, er verzehrte sich so sehr nach ihr, dass er vor Sehnsucht ganz krank wurde. Er wollte nicht mehr essen, nicht mehr ausreiten, nicht mehr seinen Pflichten nachgehen und nicht mehr lachen. Als Boann, Oengus Mutter und sein Vater Dagda von dem Kummer ihres Sohnes hörten, wollten sie ihm helfen und ließen ihre Boten in ganz Èriu nach der schönen Frau suchen, die Oengus so verzweifelt liebte. Fast ein Jahr lang durchkämmten die Gefolgsleute der Tuatha auch noch die entlegendsten Winkel der Insel Èriu, bis sie die Jungfrau schließlich am Drachenmaulsee in Cruitt Cliach fanden. Sofort kehrten die Heerscharen zu Dagda zurück und berichteten, dass sie ein Mädchen ganz nach Oengus Beschreibung gefunden hatten. Als Prinz Oengus davon hörte wollte er sofort aufbrechen um sich davon zu überzeugen, ob es sich wirklich um die Richtige handelte. Mit seinem Streitwagen fuhr er nach Sid ar Femuin. Der König hatte ein großes Fest zu Ehren von Oengus vorbereitet um ihn willkommen zu heißen. Drei Tage und drei Nächte verbrachten sie feiernd. Doch danach machte Oengus sich ungeduldig mit seinen Begleitern auf den Weg zu besagtem See. Unbemerkt schlich er sich näher und sah auf dem Wasser eine Schar Schwäne gleiten, so weiß und rein wie frisch erblühte Apfelblüten. Vor seinen Augen verwandelten sich die Schwäne in Jungfrauen und die Gesuchte befand sich unter ihnen. Jedes der Mädchen trug ein goldenes Kettlein. Nur Oengus Mädchen trug silbernen Halsschmuck. „Wahrhaftig sie ist es. Ich erkenne sie wieder“ murmelte er. „Mehr können wir nicht tun“ sprachen die Gefolgsleute. „Es ist Caer die Tochter von König Ethel von Connacht. Sie lebt zusammen mit ihren Feenschwestern in der Gestalt eines Schwanes.“ Oengus sah ein, dass er das Mädchen nicht einfach mitnehmen konnte und so ritt er zum Vater des Mädchens um ihn um ihre Hand zu bitten. Doch Ethal, der Vater von Caer, schüttelte nur den Kopf: „Ich kann dir leider nicht helfen, mein Prinz. Caer wird sich niemals meinem Willen beugen. Die Macht die sie besitzt ist viel stärker als meine. Du musst sie schon selber fragen, denn kein lebender Mann kann über sie bestimmen.“ „So sage mir wenigstens über welche Macht sie gebietet und wo ich sie treffen kann um mit ihr zu sprechen“ bat Oengus den König. „Nun gut, dass will ich dir sagen: In einem Jahr nimmt sie die Gestalt eines Schwanes an und im nächsten Jahr wieder die Gestalt eines Menschen. Ich werde dir nun auch verraten, dass sie zum nächsten Samhainfest in der Gestalt eines Schwanes zum Loch Bél Dracon fliegen wird. In ihrer Begleitung wird man wunderbare Vögel sehen, dreimal fünfzig Schwäne.“ Oengus bedankte sich bei Ethal und verlies sein Haus. Am nächsten Neumond zu Samhain, ritt Oengus zum Loch Bél Dracon. Er sah dreimal fünfzig weiße Schwäne auf dem See. Sie alle trugen goldene Kettlein um den Hals. Oengus stand in menschlicher Gestalt am Seeufer. Er rief den einzigen Schwan mit silbernem Kettlein zu sich: „Komm Caer, sprich mit mir“ „Wer ruft mich?“ wollte Caer wissen. „Oengus ruft dich!“ „Ich werde kommen, wenn du mir versprichst, dass ich bei Morgengrauen zu meinen Feenschwestern zurückkehren kann“ bat Caer. „Ich verspreche es“ So kam Caer in ihrer menschlichen Gestalt zu Oengus ans Seeufer und er gestand ihr seine Liebe und Zuneigung. Caer war so berührt, dass sie ihn erhörte. Die beiden verwandelten sich in Schwäne und flogen drei Mal über den See. Als der Morgen dämmerte wollte auch Caer Oengus nie mehr verlassen. Aus Liebe zu Caer verwandelte sich Oengus in einen Schwan. Sie blieben für immer zusammen und lebten zu Weilen als Menschen und zu Weilen flogen sie wild und frei mit den Schwänen durch die Welt.
©zissa

nach einem irischen Märchen

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