Freitag, 1. November 2013

Cerridwen & Taliesin {Samhain Märchen}

Einst lebte die große Göttin Cerridwen mit ihren Kindern Creidwy (Kriäri) und Morfan auf der Insel Pwellyn. Creidwy war die schönste und lieblichste Jungfrau die man sich nur vorstellen kann. Ihr Bruder Morfan aber, der Ärmste, war so hässlich, dass all ihn nur „Afagddu“ (Abosi) nannten, was bedeutet „tiefste Finsternis“. Sein Körper war so behaart wie ein Hirsch und zu allem Überfluss hatte er ein so schlechtes und unmögliches Benehmen, dass keiner sich mit ihm abgeben wollte. Cerridwen macht sich deswegen große Sorgen um ihn und wollte ihrem Sohn helfen, da sie Angst hatte er würde niemals Freunde finden. So beschloss sie einen Zaubertrank zu brauen, welcher ihn nicht nur schön von Ansehen und Gestalt, sondern auch weise und klug machen würde. Er sollte ein großer und respektierter Zauberer werden, den alle verehrten. Cerridwens Trank der Weisheit und der Inspiration musste, damit er wirken konnte, genau ein Jahr und einen Tag lang über dem Feuer kochen. Die große Göttin machte sich auf den Weg um Gewürze und magische Kräuter für den Trank zu suchen, welche sie zu bestimmten Mond- und Jahreszeiten pflücken musste, je nachdem wie sich die Planeten bewegten und wie die Sterne standen hatte dies nämlich einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit der Pflanzen. So stellte Cerridwen einen alten blinden Man und dessen Gehilfen den jungen Gwion in ihre Dienste. Die beiden wachten Tag und Nacht über den Trank und rührten ihn um, während Cerridwen sich auf der Suche nach den Kräutern befand. Gwion musste das Feuer beständig schüren und Holzscheite schlagen und abwechselnd mit dem Alten rührte er den Zaubertrank in Cerridwens magischem Kessel. So vergingen dreizehn Monde und schließlich kam der große Tag an welchem der Zaubertrank fertig war. Ceridwen hatte die letzten Kräuter zugegeben und sie ging um ihren Sohn zu holen. Doch da verbrannte Gwion sich plötzlich beim Rühren an einigen Tropfen, welche ihm auf den Finger spritzten und ohne nachzudenken lutschte er an seinem Finger um ihn abzukühlen. Im selben Moment geschah etwas seltsames und die ganze Welt veränderte sich für den jungen Gwion. Durch die drei Tropfen erhielt nämlich er an Stelle von Afagddu das Wissen dieser Welt und alle Inspiration. Plötzlich konnte Gwion alles hören was auf der Welt geschah. Er verstand augenblicklich alle Geheimnisse des Lebens, die der Vergangenheit, die der Gegenwart und die der Zukunft. Er wurde eins mit der Magie und er wurde zum weisesten und mächtigsten aller Zauberer. Und es wurde ihm auch klar, dass Cerridwen sich dafür bitter an ihm rächen würde, da sie wütend wie ein Gewittersturm werden konnte. Als Cerridwen zurückkam, sah sie sofort was geschehen war und wurde sehr böse, denn nun musste ihr Sohn so hässlich und dumm bleiben wie er war, und würde für immer alle in Angst und Schrecken versetzen. Und sie stürzte sich auf Gwion, welcher zu fliehen versuchte. „Was kann ich nur tun? Was kann ich tun?“ jammerte Gwion. Und da wusste er mit einem Mal, dass er nun die Gabe besaß seine Gestalt zu ändern oder sich unsichtbar zu machen. Eine Gabe die er durch den Trank erhalten hatte. Und so verwandelte er sich, um Cerridwen zu entkommen, in einen Hasen und lief so schnell wie der Wind. Cerridwen aber wurde zu einem Windhund und blieb ihm auf den Fersen. Sie kam näher und näher. „Oh, was kann ich nur tun? Was kann ich tun?“ jammerte Gwion. Da verwandelte sich Gwion am Ufer des Sees in einen Fisch und schwamm schnell davon um sich im Schilf zu verstecken. Cerridwen aber verwandelte sich in einen Fischotter und folgte ihm blitzschnell. „Oh, was mach ich jetzt?“ jammerte Gwion. Er tauchte auf und wurde zu einem Vogel und wollte davonfliegen. Aber Cerridwen wurde zu einem Falken und setzte ihm mit weiten Schwingen nach und schon bald würde sie ihn einholen und. „Was mache ich jetzt nur? Ich werde ihr nie entwischen.“ jammerte Gwion. Da lies er sich auf den Boden fallen, verwandelte sich in ein Weizenkorn und lag mitten in einem großen Haufen von vielen anderen Weizenkörnern. „Hier wird sie mich niemals finden“ dachte Gwion zufrieden „jetzt bin ich in Sicherheit“ Doch Cerridwen verwandelte sich in eine schwarze Henne und pickte Korn für Korn beiseite bis sie ihn gefunden hatte. Sie schnappte ihn sich, schluckte das Korn hinunter und verwandelte sich in ihre menschliche Gestalt zurück. Jetzt aber trug sie Gwion als Samenkorn wie ein kleines Baby in sich und neun Monate später gebar sie einen allerliebsten kleinen Sohn. Doch sie war noch immer so zornig auf Gwion, dass sie ihn nicht behalten wollte, so legte sie den schönen Jungen in einen kleinen mit Fell ausgepolsterten Weidenkorb und setzte ihn auf dem Meer aus. Da trieb Gwion dahin, bis der Korb im Schilf nahe der Burg Deganwy in Wales hängen blieb. In diesem Jahr zur Samhainzeit kam Elphin, ein junger Mann, auf der Suche nach Fischen zur Meeresbucht. Sein Vater König Gwyddno (Gwissno) hatte ihn geschickt um nach den heiligen Lachsen Ausschau zu halten. So kam es, das Elphin, anstelle der Lachse Gwion entdeckte. Als er das schöne hell leuchtende Baby sah rief er überrascht aus: „ Taliesin (Tali-ies-sin)“, das ist walisisch und bedeutet „Seht nur dieses strahlende Gesicht“. Elphin war sehr überrascht als das Baby ihm antwortete: „Taliesin ist es“, denn eigentlich können Babys ja noch gar nicht sprechen. Aber Taliesin, so lautete der neue Name von Gwion, war ein ganz besonderes Baby und so nahm Elphin ihn mit nach Hause und sein Vater gewann das Baby so lieb, dass er beschloss den Jungen aufzuziehen. Taliesin wurde schon in seiner Kindheit ein großer Sänger und Barde und seine Gedichte besaßen magische Kräfte. Später wurde Taliesin sogar zum Merlin, zum bekanntesten Zauberer und Propheten Britanniens. 

©zissa

nach einem keltischen Märchen

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